Schauplatz ROM. Der letzte König [Tarquinius Superbus] ist verbannt; die junge Republik ringt um ihre (Ver-)Fassung – bis zum Römischen Imperium ist es noch ein Stück hin. Die Macht liegt jetzt bei den Adelsfamilien [Patriziern].
Bald nicht mehr exklusiv: Das Volk hungert. Und revoltiert. Und lässt sich nicht abspeisen: Roms Senat sieht sich gezwungen, Volksvertreter zuzulassen [die berühmten Tribunen]. Die sich tatsächlich für die Belange der Plebejer einsetzen. Wenn sie diese nicht gerade in ihrem Sinn manipulieren.
Auftritt Gaius Martius. Er ist ein Held. Ein Kriegsheld. Seine Mutter führt Buch über seine Wunden. Was er ist, verdankt er ihr. Vom Kindersoldaten zur Tötungsmaschine. Roms Supersoldat. Jetzt – gerade hat er eine ganze Stadt im Alleingang geschleift, was ihm den Beinamen Coriolan einbringt – soll er in die Politik. »Konsul« Coriolan. Die Regularien des Wahlkampfs gebieten, dass er dem Volk seine Wunden zeigt, ehe dieses für ihn stimmt. Coriolan hasst das Volk.
Coriolan, seine Mutter, die höheren Familien der Stadt: Edle Produkte ihres Dünkels. Und der Held der Schlachten ist keiner, der sich im zivilen Leben beherrschen kann. Ein Wort gibt das andere und am Ende ist er nicht Konsul, sondern verbannt. Er verbündet sich mit dem Feind, seinem Lieblingskonkurrenten auf dem blutigen Feld der Ehre. Und ums Haar hätten Roms Weltmachtambitionen ein vorzeitiges Grab gefunden (wir befänden uns im Jahre 494 vor Null, wäre das Geschehen historisch verbürgt).
»Er ist zu edel für die Welt. Herz, Mund
sind eins; was in ihm siedet, schäumt heraus.
Und wenn er rast, weiß er nichts mehr vom Tod.«
Hunger & Selbstherrlichkeit, Aufstand & Krieg, Ehre & Verrat, Volk & Elite, Staat & Bürger, Manipulation & Gutgläubigkeit – in Shakespeares letzter Tragödie, dem Politdrama CORIOLAN, geht ’s rund. Aktuelle Bezüge bedürfen keiner besonderen Betonung; fremdartig ist nur der schlicht gestrickte Held in seiner fanatischen Unbeirrbarkeit. Und obwohl sein Ende tragisch ist (bringt das Genre mit sich), ist die VIEL LÄRM UM NICHTS-Version nicht arm an Scherz, Satire, Ironie…
mit
Judith Bopp | Margrit Carls | Denis Fink | Evelyn Plank | Alexander Wagner
unter besonderer Mitwirkung von
Andreas Seyferth | Sebastian Kalhammer
sowie
Ute Pauer | Katharina Friedl | Armin Hägele | Titus Horst
Regie: Andreas Seyferth
Regieassistenz: Emma Kalhammer
Video/Klangdesign: Ardhi Engl
Kostüm: Johannes Schrödl
Lichtdesign: Jo Hübner
Technische Einrichtung Max Reitmayer
Technik Marie Ayim / Paul Egenrieder
Übersetzung/Fassung: Margrit Carls
Die Frage aller Fragen:
Wer soll im Staat das Sagen haben?
Gut zu wissen:
»Sobald ein Volk Vertreter ernennt, ist es nicht mehr frei.«
Jean-Jacques Rousseau