Eine Theaterproduktion von James & Priscilla nach dem Roman von Juan S. Guse
An der US-amerikanischen Küste von Florida ist der atlantische Ozean verschwunden und hat eine neue, endzeitliche Sandwüste offengelegt. Tourismus und Schiffsbetrieb sind Vergangenheit, während die lokale Politik und ein großer Konzern, die Öffentlichkeit und ein undurchschaubares Netz aus Interessengruppen um Macht und Deutungshoheit kämpfen. Vor dieser Kulisse aus Agonie und Aktionismus, Durchhalteparolen und Verschwörungstheorien bewegen sich eine Game-Designerin, eine Soziologin, ein Teilnehmer des spiritualistischen „Kongresses“ und ein deutsches Computerspiel-Team durch das bedrohlich-surreale Miami.
Juan S. Guse zeigt in seinem multiperspektivischen Gesellschaftsroman Miami Punk das Panorama einer dystopischen, entrückten Version unserer Gegenwart. Zwischen Klimakatastrophe, gescheiterter sozialer Marktwirtschaft und digitaler Revolution wird die Frage verhandelt, wie mit Herausforderungen umgegangen werden kann, wenn eine Stadtgesellschaft fragmentiert und ein überforderter Staat abwesend ist. Ist die Flucht in digitale Welten die Lösung oder Teil des Problems? Bewirkt sie die weitere Vereinzelung oder schafft sie neue Möglichkeiten von Gemeinschaft?
James & Priscilla stellen in ihrer Inszenierung digitale Bild- und Klangwelten einem analogen Bühnengeschehen gegenüber. Sie untersuchen den Romantext auf seine zahlreichen Perspektiven, erzählen mit aktuellen Pop-Songs von Einsamkeit und kleinen Utopien, bewegen sich live durch eine bizarre Computerspielebene und transformieren so den kargen Theaterraum in ein schillerndes Miami.
Miami Punk ist nicht zuletzt ein unverhofft aktueller Beitrag zu unserer gemeinsamen Ausnahmesituation, der die Anpassungsfähigkeit unserer Gesellschaft an anhaltende Ausnahmezustände zeigt, aber auch hinterfragt, welche Gefahren und schleichenden Veränderungen im ‚business as usual‘ trotz aller Umwälzungen liegen.
Vorstellungen: SA 4. Februar 20 Uhr | SO 5. Februar 18 Uhr
Ort: schwere reiter
Sprache: Deutsch
Dauer: 75 Minuten
Tickets: 17 € Normalpreis | 10 € ermäßigt
Von und mit: Clara Ehrenwerth, Clara Minckwitz, Felix Scheer, Nicolas Schneider, Aishe Spalthoff, Jasper Tibbe | Video: Paula Reissig | Künstlerische Assistenz: Marie Kraja | Produktionsleitung: Zwei Eulen
Zur Gruppe:
James & Priscilla arrangiert Texte mit Popsongs und minimalistischen szenischen Elementen und erschafft so atmosphärisch dichte, karge und entrückte Theaterinszenierungen. Die Theatergruppe formuliert die zwei großen Versprechen von Pop-Musik für die Bühne: Freiheit und Verbundenheit. Sie ersetzt die große Schauspielgeste durch Pop-Musik und formuliert so eine zeitgenössische Form von Pathos. James & Priscilla fordern das Publikum zu einer eigenen Haltung heraus, weil sie es in seiner Heterogenität ernst nehmen. Die Gruppe inszeniert wechselnd für Erwachsene und Jugendliche, arbeitet perspektivisch aber an einer Verschmelzung dieser Kategorien im eigenen Theaterentwurf.
James & Priscilla wurde 2009 von Studierenden der Kulturwissenschaften und ästhetischen Praxis in Hildesheim gegründet. Die Gruppe wurde mit verschiedenen Produktionen zu zahlreichen Festivals im In- und Ausland eingeladen – mit ihrer ersten Jugendproduktion Nightcalls beispielsweise zu den Festivals Spurensuche 2016 in Köln, Augenblick Mal! 2017 in Berlin und licht.blicke 2017 in Nürnberg. 2014 gewann sie für A Tender Age den Preis der BürgerStiftung Hildesheim in der Kategorie Junges Theater. Mit Unser großes Album elektrischer Tage waren sie für den Leipziger Bewegungskunstpreis 2018 nominiert. Zuletzt inszenierten sie als Regieteam 2019 Easy Baby am Jungen Nationaltheater Mannheim. 2020 folgt mit Miami Punk ihre zweite Uraufführung junger deutschsprachiger Literatur.
»James & Priscilla [zeigt] was passiert, wenn man bei Popmusik auf die Texte achtet. […] Das Gute daran: Die Akteure können viel. Sie singen sehr schön, jeder beherrscht mehrere Instrumente, ihr Spiel ist ausdrucksvoll und klar. […] James & Priscilla gelingt es, das Publikum mitzunehmen. Die Gruppe […] geht große Themen mit Ernst, Aufrichtigkeit, Intelligenz und viel Charme an.« (Ronald Meyer-Arlt, Hannoversche Allgemeine Zeitung, 12.05.2014).
Eine Produktion von James & Priscilla in Koproduktion mit LOFFT – DAS THEATER. In Kooperation mit dem Netzwerk Freier Theater (NFT). Dieses Projekt wird ermöglicht im Rahmen des Programms »Verbindungen fördern« des Bundesverbands Freie Darstellende Künste, gefördert von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien.
Gefördert durch das Niedersächsisches Ministerium für Wissenschaft und Kultur, das Kulturbüro der Landeshauptstadt Hannover, die Stiftung Niedersachsen und die Stadt Braunschweig. Gefördert durch die Kulturstiftung des Freistaates Sachsen. Diese Maßnahme wird mitfinanziert durch Steuermittel auf der Grundlage des vom Sächsischen Landtag beschlossenen Haushaltes.