An drei Veranstaltungsabenden nähern wir uns aus theoretischer und praktischer Perspektive unterschiedlichen Herangehensweisen an die Verhältnisse, die unser Verständnis von Besitz und Eigentum bestimmen.
Termin: Mo, 13.01. | 19:00 | Dauer: ca. 2 Std. | Ort: PATHOS theater | Tickets: Eintritt frei
Den Anfang macht die Politologin und Publizistin Sabine Nuss: “Ohne Fleiß kein Preis“ ist ein verbreitetes Sprichwort. Dahinter verbirgt sich die stillschweigende Annahme, dass Eigentum durch Arbeit entstehen würde. Es liegt demnach im Ermessen der Einzelnen, ob sie arm oder reich sind, denn: „Jeder ist seines Glückes Schmied“. Diese beiden uralten Volksweisheiten bringen die herrschende Leistungsideologie beredt auf den Punkt. Mit ihnen wird verschleiert, dass die auf Privateigentum und Wettbewerb basierende, profitgetriebene Wirtschaft die Eigentumslosigkeit der Vielen voraussetzt und Armut hervorbringt, während sich der Reichtum in den Händen Weniger konzentriert. Aber nicht nur soziale Ungleichheit, auch die Schädigung des Klimas und der Natur lassen sich auf diese Eigentumsordnung zurückführen. Wie genau aber geht dieser Zusammenhang und wo müssten entsprechend Ansatzpunkte einer alternativen Gesellschaftsform zu suchen sein?
Über Sabine Nuss
Sabine Nuss ist Politologin und Publizistin. Nach ihrer Ausbildung zur Redakteurin an der Axel Springer Journalistenschule Hamburg studierte sie Politikwissenschaften an der Freien Universität Berlin und promovierte über Eigentum im informationellen Kapitalismus. Sie ist Herausgeberin und Autorin verschiedener Bücher zu den Themen Eigentum, Naturverhältnisse und Digitalisierung im Kapitalismus. Sie war Leiterin der Politischen Kommunikation bei der Rosa-Luxemburg-Stiftung und zuletzt Geschäftsführerin des Karl Dietz Verlags. Heute lebt sie als freie Autorin in Berlin.
Termin: Sa, 01.02. | 19:00 | Dauer: ca. 2 Std. | Ort: PATHOS theater | Tickets: Eintritt frei
Am zweiten von drei Abenden haben wir uns hierfür die Herausgeber*innen vom Sammelband „Öffentlicher Luxus“ eingeladen: Bedingungsloser Zugang zu den Gütern, die unser Leben möglich und schön machen – und das für alle: Das ist Öffentlicher Luxus! Vom öffentlichen Nahverkehr, der Autos überflüssig macht, zu einem öffentlichen Raum, in dem niemand ausgeschlossen wird oder sich vor der Polizei fürchten muss. Von sicherer Versorgung und guter Arbeit in Bildung und Gesundheit zu gutem und günstigem Wohnraum zu erneuerbarer Energie für alle. All das ist machbar! Doch wie kommen wir dahin? Darüber wollen wir gemeinsam mit den Herausgeber*innen sprechen.
Über communia e. V.
communia e. V. ist ein unabhängiger Think Tank für eine demokratische Wirtschaft. communia wurde 2020 gegründet und entwickelt Strategien für eine demokratische Wirtschaft, Vergesellschaftung und Öffentlichen Luxus. Dazu unterstützt communia soziale Bewegungen, die sich für Vergesellschaftung einsetzen und alternative, öffentliche und demokratische Eigentumsmodelle erproben.
Termin: Mo, 24.02. | 19:00 | Dauer: ca. 2 Std. | Ort: PATHOS theater | Tickets: Eintritt frei
Zum Abschluss der Reihe haben wir Nadine Gerner zu Gast: Sorgearbeit ist nach wie vor entlang der Linien von Geschlecht, Race und Klasse ungleich verteilt. Wie in vielen anderen Bereichen der Daseinsvorsorge beobachten wir Privatisierungs- und Externalisierungstendenzen. Dies führt dazu, dass Sorgearbeit zunehmend an migrantisierte und rassifizierten Personen ausgelagert, in den privaten Raum verdrängt und kommodifiziert wird. Es gilt die Sorgearbeit zu vergesellschaften: Raus aus dem privaten Raum, hinein in sorgende und echte demokratische Infrastrukturen! In ihrem Vortrag skizziert Nadine Gerner, wie vergesellschaftete Sorge-Infrastrukturen aussehen könnten, die lokal im Kiez verankert und an den Bedarfen der Sorgetragenden ausgerichtet sind. Dazu wollen wir von verschiedenen sozialen Bewegungen und Praxisbeispielen lernen: wir blicken dafür nach Barcelona, Madrid und Santiago de Chile sowie auf die Berliner Kampagne „Sorge ins Parkcenter“.
Über Nadine Gerner
Nadine Gerner ist Sozialwissenschaftlerin und lehrt an verschiedenen Universitäten zu den Themen Care, Soziale Reproduktion, Degrowth und Ökofeminismus. Darüber hinaus ist sie bei „Common Ecologies“ und der „Feminism and Degrowth Alliance“ (FaDA) aktiv. Zurzeit organisiert sie zum zweiten Mal eine Strategiekonferenz zu Vergesellschaftung und setzt sich für feministisches Vergesellschaften ein. Sie gibt Workshops zu Ökofeminismus und ist in der Klimagerechtigkeitsbewegung sowie in feministischen Kollektiven und Kampagnen unterwegs.
Über die Initiative Kritische Nachhaltigkeit
Bei vielen Menschen ist das Nachhaltigkeitsbewusstsein in den letzten Jahren insgesamt gestiegen, und dennoch zeigen Studien, dass sich dies nicht in einer nachhaltigeren Praxis ausdrückt. Auch ein „grüner“ Kapitalismus schreibt bestehende Ausbeutungsstrukturen und Wachstumsorientierung fort. Daher ist es notwendig, bestehende Narrative zu Nachhaltigkeit kritisch zu hinterfragen und gegebenenfalls zugunsten einer echten Nachhaltigkeit, die alle mitdenkt, zu verändern. Es reicht nicht aus, eine gesellschaftliche Transformation zu einer solidarischeren und nachhaltigen Gesellschaft auf individuelle Verhaltens- bzw. insbesondere Konsumweisen abzuwälzen. Die Erzählung von der Transformation durch eine ökologischere Art des Konsums verkennt, dass eine grundsätzliche Lösung für die Herausforderungen der Zeit auf System-Ebene gedacht werden muss. Die Initiative “Kritische Nachhaltigkeit in Theorie und Praxis” entsteht aus dem Wunsch, neben dem solidarischen Mitgliederladen “ÖkoEsel” genau diesen Ansprüchen gerecht zu werden. Mit der Initiative soll der Spielraum eröffnet werden, über individuelle Verhaltensweisen hinaus gesellschaftliche Umstände für ein Leben in Nachhaltigkeit zu diskutieren und zu erproben. Das Ziel ist es, den gegenwärtigen Nachhaltigkeitsdiskurs kritisch zu beleuchten, gemeinsam zu analysieren und zu reflektieren, um daraus andere Methoden und Auswege zu finden.
Eine Kooperationsveranstaltung von PATHOS München e. V. und Kritische Nachhaltigkeit in Theorie und Praxis e. V.
Gefördert vom BA9 Neuhausen-Nymphenburg, von ÖkoEsel und durch das Kulturreferat München.
© Foto: Initiative Kritsche Nachhaltigkeit