GESCHICHTE
Früher war nicht alles gut, aber mehr los – Auf den Spuren der Münchner Privattheater
Wo heute Kettenläden, Coffeeshops und Nagelstudios das Bild der Münchner Innenstadt prägen, begann Anfang der 60er Jahre das pulsierendste Jahrzehnt der „nördlichsten Stadt Italiens“. Es brach sich ein Lebensgefühl Bahn, das sämtliche Stereotype deutscher Spießigkeit über den Haufen warf. Beat-Schuppen, Flower-Power-Happenings, Freiluftgalerien, Programm-Kinos und unzählige improvisierte Bühnen machten den Eindruck eines ständigen Ausnahmezustands, der selbst in den großen Metropolen Europas für Erstaunen sorgte.
Ohne Genehmigung hatte die Stadt das geduldet; für die Kunst eröffneten sich dadurch Freiräume wie nie zuvor und nie wieder danach. München war nicht mehr Provinz, im Gegenteil, die Subkultur der „gemütlichen“ Stadt an der Isar hatte eine Strahlkraft weit über die Landesgrenzen hinaus und wurde mit ihrer neuen Musik- und Theaterlandschaft zu einem Hauptakteur bei der Protestbewegung von 1967/68 in Westdeutschland.
Von einer lebendigen Subkultur kann in München heute nicht mehr die Rede sein. Sicher, die Zeiten ändern sich, sicher ist auch, dass nicht alles hausgemacht ist. Betrachtet man aber die Entwicklung der bayerischen Landeshauptstadt im Vergleich zu anderen Großstädten in Deutschland, ist auffällig, dass München seit Jahren wirtschaftlich und demographisch zu den Spitzenreitern gehört, während die freien Bühnen zunehmend in der Bedeutungslosigkeit verschwinden. Der einseitige Fokus der Stadtpolitik auf wirtschaftlichen Erfolg ist erdrückend und schafft toxische Rahmenbedingungen für die letzten noch existierenden Privattheater genauso, wie für die Freien Szene Münchens insgesamt.
WIR FORDERN EINE SIGNIFIKANTE AUFWERTUNG DER FREIEN KUNST, DAMIT MÜNCHEN NICHT NUR ALS WIRTSCHAFTSSTANDORT, FUSSBALLMETROPOLE UND RENTNERPARADIES WAHRGENOMMEN WIRD!