Im Herzen von Hanoi befindet sich der sogenannte Pen-Turm. Er sieht aus wie ein Pinsel, dessen Kopf in den Himmel zeigt und steht auf einem Steinhaufen, der die Erde repräsentiert. Auf dem Turm sind die drei Worte „Tả Thanh Thiên“ eingraviert, was so viel bedeutet wie „Schreiben auf den blauen Himmel“. Die Worte erinnern an das unerschütterliche Bild der konfuzianischen Gelehrten vergangener Tage. Sie stehen für die höchste Entschlossenheit und Willenskraft eines wahrhaft anständigen Menschen. Die Worte könnten aber auch sinnbildlich für außerordentliche Träume stehen, die sich nur durch das Schreiben auf den Himmel ausdrücken lassen.
Die Performance, die dem tiefgründigen Akt des „Tả Thanh Thiên“ nachspürt, interessiert sich nicht direkt für den Himmel, sondern sucht nach den Bruchstücken seiner Spiegelung. Sie findet sie auf verschiedenen reflektierenden Oberflächen wie Gebäudefenstern, Bildschirmen oder Straßenpfützen. Die Videoinstallation und Live-Performances zeigen die Künstlerin, die auf diese Flächen Ausrufe, Botschaften, Fragen, Wünsche und Bekenntnisse schreibt. Ist der blaue Himmel von damals noch derselbe?