Josef K. erscheint im Traum ein Nachtalb, der ihm offenbart, er sei gefangen. Zunächst versucht er dieses Gefühl von sich zu weisen und den Traum zu verdrängen, doch an ihm nagt der Zweifel. Er fängt an, sich vor anderen Menschen zu rechtfertigen, um sich selbst irgendwie zu entschuldigen. Immer mehr fühlt er sich schuldig, ohne den genauen Grund für seine Schuld zu kennen. Bald ist er selbst davon überzeugt, ein schlechter Mensch zu sein.
So exakt wie Franz Kafka hat kein Autor die anhaltende Sinnkrise unserer modernen Gesellschaft vorhergesehen und seziert. Die zunehmende Komplexität der Welt und unser Unvermögen einen Platz darin zu finden, spricht bis heute vielen Menschen aus der Seele. Sind wir etwa alle schuldig, nur weil wir Gemüse in Plastik verpackt kaufen? Weil wir in den Urlaub fliegen? Weil wir billig produzierte Kleidung kaufen? Weil wir uns immer mehr in unseren Smartphones verlieren? Weil unsere Freiheit nur auf Kosten anderer existiert? Gibt es einen Ausweg aus der Schuldfrage?
Der Theaterabend basiert auf dem Romanfragment „Der Process“ von Franz Kafka. Obgleich einige handelnde Figuren und Szenen stark verändert und bearbeitet wurden, folgen wir dem szenischen Gerüst, dass Kafka hinterlassen hat. Trotz der scheinbaren Schwere der Handlung finden sich schon bei Kafka viele absurde Figurenzeichnungen und slapstickhafte Momente, die zusammen mit der lakonischen Haltung des Protagonisten eine bitterböse und schwarzhumorige Komödie ergeben.
Regie: Sascha Fersch
Bühne: Peter Schultze
Kostüm: Nele Bergmann
Regieassistenz: Kilian Weiß