Was wäre, wenn Kopfhörer uns einmal nicht trennen, sondern verbinden? Beim Live-Hörspiel der Schauspielerin HENRIETTE FRIDOLINE SCHMIDT und dem Münchner Theaterschaffenden und Musiker BENNO HEISEL erleben wir einen Münchner Nachtclub, die »Rote Sonne«, zu einer ungewohnten Uhrzeit. RINUS SILZE erzählt in seinem Text »Clubgänge« von der Zeit, als das Leben auf der »Feierbanane Münchens«, jener Ecke Rund um den Maximiliansplatz, während der Pandemie zum Erliegen kam und es hinter den geschlossenen Clubtüren still blieb. Wir erleben eine Clubnacht am Nachmittag mit allen Vibes, dem Fallenlassen, sich Verbundenfühlen. So wird in erfinderischer Verfremdung und atmosphärischer Verdichtung unser Zwischenhalt zum Innehalt.
Mit ihren Kopfkino-Stadtspaziergängen wurden Schmidt und Heisel jüngst beim Berliner Hörspielfestival eingeladen. Als Kurator Benedikt Feiten eine ihrer Inszenierungen erlebte, war ihm augenblicklich klar, dass eine solche einmalige, immersive Erfahrung Teil der »Münchner Schiene« werden sollte. Und so wird sich das Jucken im Trommelfell in ein Kribbeln verwandeln, das lange nachhallt und uns in den Abend hineinträgt.
Der “gute Ton” der Münchner Nacht: Wummernder Bass und viele Menschen. So war das zumindest bis zu Beginn der Corona-Pandemie auf der Feierbanane, dem Straßenzug um den Maximiliansplatz, wo die Clubdichte hoch ist und die Nacht immer jung.
Doch dann wurde es still, nicht nur hinter den geschlossenen Clubtüren, sondern auch auf dem Platz davor, der verlängerten Tanzfläche, wo sich zum Rauchen, Ratschen und Abchecken getroffen wurde. Dort sitzt Valerie jetzt und denkt an die Zeit zurück, als “Pacha, 089 oder Rote Sonne? Bob Beaman? Harry Klein?” die Frage des Abends war. Als die Grenzen zwischen Tag und Nacht, Draußen und Drinnen verschwammen, als Dabeisein alles war, Feiern als Lebensgefühl, als die Zeit bestimmende Dynamik. Valerie vermisst den Vibe, das Fallenlassen können, das Zuhause fühlen, das Wissen, dass alles passt: Das Outfit, die Musik, die Gesellschaft, der Rausch. In welcher Form Valeries Lieblingsclubs nach Corona wiederkommen werden, ist noch nicht so ganz klar. Bis dahin gibt es aber glücklicherweise noch die Musik. Und Freund:innen, die nicht nur rund um die Nacht am Start sind.
Text: Rinus Silzle
Konzept & Umsetzung: Henriette Fridoline Schmidt
Musik, Sound und Audioproduktion: Benno Heisel
Dramaturgie: Stefanie Ramb
Produktionsleitung: Lisa Risch, Rat&Tat Kulturbüro
Öffentlichkeitsarbeit: Simone Lutz
Social Media: Rosa von Hausen
Technische Einrichtung und Soundberatung: Willy Löster
Köpfe, Texte & Wege 2020/21/22: Katrin Diehl, Benno Heisel, Sophia Klimanek, Jan Geiger, Gerlinde Geller, Lisa Samia Högg, Emre Akal, Franz Furtner, Theresa Seraphin, Nora Zapf, Mira Mann, Mehdi Moradpour, Dominique Lea Kappl, Jule Ronstedt, Raphaela Bardutzky, Christine Umpfenbach und Denijen Pauljević, Stefanie Ramb, Neutro, Rinus Silzle, Markus Ostermaier.
In Koproduktion mit HochX – Theater und Live Art
Gefördert vom Fonds Darstellende Künste aus Mitteln der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien. Mit freundlicher Unterstützung des Kulturreferats der Landeshauptstadt München
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