„So, jetzt reicht es mir aber! Es ist genug.“ Die bodenlose Realität hat den Maler Marcello in eine sinnlose Identitätskrise gestürzt. Wer ist er? Ein Star, dem das glamouröse Leben abhanden gekommen ist? Ein Künstler, dessen Existenz verblasst? Oder doch nur ein Handwerker, dem es an zahlender Kundschaft mangelt? Er fragt sich: Was erwarte ich? Will ich von meiner Kunst leben? Will ich berühmt sein? Oder ist das alles eh wurscht, und es geht schlicht und einfach ums Überleben?
In der dekonstruierten Neuinterpretation von Puccinis Werk setzt sich das Ensemble für Synkretische Musik unter der Leitung von Gertrud Schilde und Carl Oesterhelt mit der fragilen Lebenswirklichkeit der Künstler*innen auseinander. Gemeinsam mit dem Dramaturgen Matthias Günther und dem Künstler Eugene Taran folgen sie im dritten Konzert den Gedanken des Malers Marcello zur kuratierten Welt des Kunstbetriebs und der Erfahrungen der Künstlerin/des Künstlers darin. Der Zyklus von vier Konzerten La Bohème 2022 inszeniert und reflektiert die Ohnmächtigkeit und Unsichtbarkeit analog arbeitender Künstler*innen.
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Konzert III – DI 15. NOVEMBER 20h – SCHWERE REITER
Die Gedanken des MALERS MARCELLO
Ensemble für Synkretische Musik & Eugene Taran
Programm
Carl Oesterhelt Musik / Matthias Günther Text: Etudes sur La Bohème III – Coups de pinceau pour violon seul et cordes für Solovioline, Stimme, Streichsptett & Video (UA)
Eniott Schneider: Marcel Duchamp – Myth of the World of Things for Percussion and Strings (UA)
Wolfgang Heisig: Ringparabel für Streichseptett und Schlagzeug (1993)
Franghiz Ali-Zadeh: Oasis for String Quartet and Tape (1998)
Mit Eugene Taran, Video-Künstler // Gertrud Schilde, Violine // Stefan Blum, Percussion // Ensemble für Synkretische Musik Gertrud Schilde, Jörg Widmoser, Markus Henschel, Kelvin Hawthorne, Andreas Höricht, Emil Bekir, Aniko Zeke, Maximilian Fraas, Stefan Blum.
Dienstag, 15. November 2022 / 20 Uhr
Schwere Reiter Dachauer Str. 114a, 80636 München
Tickets 17€ / erm. 10€ / Reservierung schwerereiter.de/spielplan
Künstlerische Leitung der Reihe: Gertrud Schilde und Carl Oesterhelt.
Gefördert von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien im Rahmen des Sonderprogramms NEUSTART KULTUR.
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SAVE THE DATE
Die Gedanken des Dichters Rodolfo, das vierte und letzte Konzert der Reihe, findet am 2. Dez 2022 um 19 Uhr im Köşk, Schrenkstr. 8 statt. Ein Improvisations-Remix der bislang gespielten Werke und das anarchische Musicircus (1967) von John Cage lassen die Konzertreihe noch einmal erleben.
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LA BOHÈME 2022
Eine Reihe von vier Konzerten
Das Projekt La Bohème 2022 des Ensembles für Synkretische Musik, unter der künstlerischen Leitung des Komponisten Carl Oesterhelt und der Geigerin Gertrud Schilde, ist ein Zyklus von vier Konzerten, der mit Musik, Sprache, Licht und Videokunst das Leben und die Gedanken der vier Künstlerfiguren Schaunard/Musiker, Colline/Philosoph, Marcello/Maler und Rodolfo/ Dichter aus der Originalfassung Puccinis und Murgers aus dem Jahr 1896 musikalisch inszeniert und reflektiert. Die Reflektion über die Situation von vier Künstlern in vier Bildern als Grundgedanke des Projekts zieht sich als roter Faden durch den Zyklus: Vier Konzerte an vier verschiedenen, den Künstlerfiguren angepassten Orten in München.
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Das Ensemble für Synkretische Musik spielt Uraufführungen zeitgenössischer Musik mit Anleihen aus der Neuen Musik und Elementen afrikanischer, experimenteller Musik und des Jazz. 2008 arbeitete das Ensemble bei der Produktion „Westwärts“ der Ruhrtriennale mit der Schauspielerin Sandra Hüller zusammen. Viele Kooperationen mit namhaften Künstler*innen folgten, u.a. mit dem Jazzsaxophonisten Johannes Enders und dem Regisseur Johan Simons. Schorsch Kamerun war Wegbegleiter bei zahlreichen Projekten, ebenso wie der Avantgarde-Musiker und musikalischen Vordenker Jochen Irmler/Faust. 2017 erschien mit dem Live-Mitschnitt des BR2 Nachtmix Lounge-Konzerts die erste CD, viele weitere Aufnahmen sind verfügbar.