Wie lässt sich angesichts gesellschaftlicher Repressionen über das Gefühl von Betäubung und Angst sprechen? Über die Verachtung staatlicher Gewalt und die Schuldgefühle derjenigen, die ins Exil gehen? Vor dem Hintergrund der Präsidentschaftswahl 2020 und der damit verbundenen Proteste und Massenverhaftungen in Belarus versuchen der Performer und Choreograf Igor Shugaleev sowie der Künstler, Kurator und Regisseur Sergey Shabohin über den künstlerischen Ausdruck darauf eine Antwort zu geben. Aus dem Exil heraus soll die Performance die Protestbewegung in ihrem Land unterstützen. Sie soll dem anonymen, medialisierten Opfer ein Gesicht geben, die körperliche Erfahrung der Inhaftierten nachvollziehbar machen, die entmündigende und entwürdigende Behandlung dessen zeigen, was oftmals als Weiße Folter beschrieben wird: Folter, die keine sichtbaren Spuren hinterlässt. Dafür stellt Igor Shugaleev insbesondere Stresspositionen nach, in denen Inhaftierte häufig für Stunden verharren müssen.
Der Titel der Performance verweist auf bedeutsame Zahlen:
375: die Vorwahl der Republik Belarus
0908 : das Datum der Präsidentschaftswahlen 2020
2334: Gesetzesartikel „Verstoß gegen das Verfahren zur Organisation oder Durchführung von Massenveranstaltungen“, nach dem seit 2020 mehr als vierzigtausend Belaruss*innen verurteilt wurden.