Posse mit Gesang
von und nach Johann Nepomuk Nestroy
Europa, 19. Jahrhundert. Es gärt. Im Kaiserreich und andernorts. Am Ende ist, was sich erhob, blutig niedergeschlagen. Wieder mal.
Der Johann Nepomuk hat eine Posse (mit Gesang! und Katzenmusik!) darüber geschrieben. Während er schrieb (1848), hatte er sein Sujet höchst lebendig vor Augen; außerdem gab ’s kurzfristig mal keine Zensur. Hurra.
Eilmeldung: REVOLUTION IN WIEN!
Krähwinkel. Während der Stammtisch jubelt, wird den Staatsstuben himmelangst. Spitzel und Nachtwächter finden sich im Meinungskrieg. Auftritt Herr Ultra, die Revolution in Person. Krähwinkels Behördenleiter bietet ihm eine Stelle als Zensor an, Herr Ultra ist Redakteur und hat Besseres zu tun. Nächtens befürchtet der Spitzel den Einbruch der Freiheit, ein Bürgermeister träumt Alb. Krähwinkel steht auf, die Staatsgewalt unter Herrn Rummelpuff haut drauf. Herr Ultra erscheint als Abgesandter der Europäischen Freiheits- und Gleichheitskommission und verkündet Rede-, Presse- und sonstige Freiheiten. Der Bürgermeister fällt in Ohnmacht. Und am Ende ist alles gut und im Eimer.
Und warum wirft sich theater VIEL LÄRM UM NICHTS auf derlei Ulk?
Wittern wir in diesem unserem Lande etwa revolutionäre Stimmungen? Mitnichten. Alles ist gut. Gut: Volk und Regierende haben sich vielleicht etwas auseinandergelebt. Spricht doch für eine prickelnde Beziehung. Die Damen und Herren der Hohen Häuser verbitten sich gehäuft despektierliche Äußerungen und wünschen ausschließlich bestätigendes Lob.
theater VLUN versteht das. Fraglos verdient viel Lärm um Nichts – wo immer er sich abspielt – nichts als Lobpreis und Hymnen. Amen.
Eines lässt sich mit Gewissheit sagen: Es handelt sich beim vorliegenden Werk um so genanntes Volkstheater. Mit Derartigem haben wir vor einer halben Ewigkeit (oder war ’s erst gestern?) und in ganz anderen Zeiten angefangen. Und jetzt schauen wir mal weiter.
Und distanzieren uns sicherheitshalber von allen austriakischen Satirikern.
Lisa Weismeier | Alexander Wagner | Leon Sandner | Denis Fink | Judith Bopp
Regie Andreas Seyferth Fassung/Dramaturgie Margrit Carls
Klangwelten Ardhi Engl Raum Erwin Kloker Kostüme Johannes Schrödl
Licht/Technische Einrichtung Max Reitmayer Grafik Martina Körner
Eine Eigenproduktion von theater VIEL LÄRM UM NICHTS
Gefördert vom Kulturreferat der Landeshauptstadt