Die ‚Plantage Dachau’, 1938 unmittelbar neben dem Konzentrationslager von der SS gegründet und besser bekannt unter dem Namen ‚Kräutergarten‘, war eines der größten Arbeitskommandos des KZ Dachau. Sie bildete einen Baustein für den geplanten Angriffskrieg und die Autarkiefantasien des Nazi-Regimes – eine Versuchsanstalt zwischen Esoterik und Effizienz. 220 Hektar Anbaufläche wurden von bis zu 1.600 Gefangenen, größtenteils Juden, Sinti und Roma, bewirtschaftet. Viele kamen bei den Arbeiten ums Leben. Nach 1945 wuchs zunächst Gras über die Sache, dann wurden die Böden mit Beton versiegelt: ein Industriegebiet entstand. Automobil- und Schraubenhersteller, ein Waffenladen, Bordelle und eine Konditorei siedelten sich an. Ein kleiner Restbestand der Anlage liegt heute brach, die ehemaligen NS-Gebäude werden als Unterkunft für Wohnungslose und Menschen mit Fluchterfahrungen genutzt.
Das Kollektiv Unpleasant Affairs lädt zu einer performativen Begehung des Geländes ein. Wie ist der Ort, der den Nazis als Prototyp zur Erforschung von Kompost, Heilpflanzenkunde und deutscher Gewürzherstellung diente und dabei anthroposophischen Prinzipien biodynamischer Landwirtschaft folgte, heute geschichtet?