„Warum eher Indizien als Charaktere, Zeichen, unterscheidbare Merkmale?
Weil der Körper entwischt, nie gesichert ist, sich verdächtigen, aber nicht identifizieren lässt. […] Wir haben nur Hinweise, Spuren, Abdrücke, Fußstapfen.“ […]
„Ein Körper ist ein Unterschied. Da er Unterschied zu allen anderen Körpern ist […], hört der Körper niemals auf, sich zu unterscheiden. Er unterscheidet sich auch von sich.“
„58 Indizien über den Körper“ des Philosophen Jean-Luc Nancy ist eine Liste von teils widersprüchlichen, kurzen Bemerkungen über den menschlichen Körper.
Die Choreografie lässt sich von diesem Text inspirieren, fügt Soli und Gruppensequenzen in unterschiedlichen Konstellationen zusammen. Indem die Körper sowohl bekleidet als auch in ihrer Nacktheit tanzen, wird die jeweilige Eigenheit, ja Fremdheit deutlich. In der Wiederaufnahme erfährt das Stück nochmals eine neue Wendung, statt drei Frauen ergänzt ein Mann die Besetzung.
„Nancys Definition von Denken als „Geste und Erfahrung“, die ihn zum Lieblingsphilosophen des zeitgenössischen Tanzes gemacht hat, scheint für die in Israel geborene Choreografin geschrieben, deren ältere Arbeiten oft so stur wie gewitzt in die Räume zwischen Bewegung, Denken und Gefühl vorstießen und konstruktive semantische Verwirrung stifteten. (…) Die besten Passagen bewirken momentweise Wahrnehmungsverschiebungen zwischen dem Körper, der hier ein Muttermal, dort Speckröllchen hat und sich, wie Nancy sagt, von allen anderen Körpern unterscheidet – sogar von sich selbst – und als quasi neutrales Zeichen. (…) Sabine Leucht, Süddeutsche Zeitung
Konzept | Künstlerische Leitung: Zufit Simon
Tanz | Choreografie: Clarissa Rêgo, Cary Shiu, Zufit Simon
Musik: Fredrik Olofsson
Kostüm: Valentina Primavera
Licht: Dietrich Oberländer
Outside Eye: Inka Paul
Produktionsleitung: artblau Tanzwerkstatt
Pressearbeit: Beate Zeller
Foto: Oliver Look
Zum Kurzclip: https://antistaticfestival.org/en/project/strange-bodies/
Publikumsgespräch im Anschluss an die Vorstellung vom 15. März,
moderiert von Dr. Katharina Voigt, Architektur und zeitgenössischer Tanz
Eine Produktion von Zufit Simon und artblau Tanzwerkstatt. Die Uraufführung 2019 wurde gefördert durch das Kulturreferat der Landeshauptstadt München und aus Mitteln des Landes Niedersachsen, Ministerium für Wissenschaft und Kultur. Die Wiederaufnahme wird gefördert durch das Kulturreferat der LH München, unterstützt von dock 11 und ermöglicht durch den Bayerischen Landesverband für zeitgenössischen Tanz aus Mitteln des Bayerischen Staatsministeriums für Wissenschaft und Kunst. Zufit Simon ist Mitglied des Tanztendenz München e.V.